Europas Erbe. Die grossen Dramatiker. Jean Paul Sartre (2008)

Erstausstrahlung: 18.09.2008, arte
45 min.

Wie kein anderer Dramatiker des 20. Jahrhunderts vermochte Jean-Paul Sartre, Philosophie und Gesellschaftskritik in Theatertexte zu verwandeln. Darin war er all seinen Zeitgenossen überlegen – auch seiner Lebensgefährtin Simone de Beauvoir. Bernard-Henri Lévy, Philosoph und Schriftsteller und einer der bedeutendsten Biografen von Jean-Paul Sartre, ist begeistert. Die Chansonnière Juliette Gréco, die Sartres Aufstieg erlebt hat und der ihr das Lied „La Rue des Blancs-Manteaux“ geschenkt hat, pflichtet Lévy bei: „Ohne Sartre hätte ich nie gesungen!“ Und sie ist sich sicher, dass sie ohne ihn niemals die Muse der Existentialisten geworden wäre. Sartre kämpft in all seinen Texten – eben auch in seinen Theaterstücken – für die Selbstbestimmung des Menschen und für die Freiheit. Besonders eindrucksvoll mit dem Drama „Les mouches“, „Die Fliegen“, uraufgeführt in Paris noch während der deutschen Okkupation und nach dem Kriegsende auch in Deutschland ein Erfolgsstück. Bernard-Henri Lévy: „Manchmal fehlt mir heute einer wie Sartre in diesem neuen Jahrhundert: ein kämpferischer Denker, der die Philosophie aus den Intellektuellenzirkeln hinaus auf die Straße zerrt und mit seinen Gedanken eine ganze Generation elektrisiert…“ Jean-Paul Sartre wird 1905 in eine gutbürgerliche Pariser Familie geboren. Nach der Ausbildung an der École Normale Supérieure schließt er sein Staatsexamen als Jahrgangsbester ab. Er ist ein intellektuelles „Ein-Mann-Kraftwerk“ und schreibt wie ein Berserker. Aber vor allem anderen ist er Philosoph: Der Mensch ist „verdammt zur Freiheit“ – alles Denken Sartres leitet sich aus diesem Credo ab. Seine Dramen „Geschlossene Gesellschaft“ sowie „Die schmutzigen Hände“ sind Vehikel, um philosophische und besonders politische Fragen und Probleme in szenischen Modellen zu erörtern. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Sartre der Vertreter des Existenzialismus, der französische Intellektuelle schlechthin – den Literaturnobelpreis lehnt er 1964 ab. Als er 1980 stirbt, folgen 50.000 Menschen dem Sarg durch die Straßen von Paris. Bernard-Henri Lévy, Philosoph und Autor, in Frankreich oft auch nur nach seinen Initialen „BHL“ genannt, ist einer der namhaftesten Intellektuellen des Landes und einer der führenden Köpfe der „nouveaux philosophes“. Er engagiert sich für Minderheiten und Menschenrechte, und seine Gedanken zur europäischen Identität sind viel beachtet. Lévy gilt als Sartre-Experte: Mit seiner Biografie „Sartre“, die in Frankreich für großes Aufsehen sorgte, entwarf er ein neues, zeitgemäßes Bild des großen Denkers. (Text: arte)

Regie: Dag Freyer
Schnitt: Philip Kießling
Produktion: MME Moviement