Europas Erbe. Die grossen Dramatiker. Samuel Beckett (2008)

Erstausstrahlung: 19. September 2008, arte
45 min.

Samuel Beckett – er ist der große Schweiger unter den Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Eine Figur hat den Iren, der in Frankreich lebte und schrieb, Erfolge feierte und starb, unsterblich gemacht; eine Figur, die nicht auftritt: Godot. Der berühmte russische Clown Oleg Popow, ein Beckett-Bewunderer, erklärt, warum die Stücke dieses Dramatikers, in denen so wenig geschieht und so wenig geredet wird, Weltliteratur geworden sind. Warum ist witzig, was manche deprimierend finden? Der Schauspieler Ulrich Matthes fragt sich und uns, wer dieser Godot wohl sein mag – und findet eine Antwort. Der Dramatiker-Kollege Edward Albee kommt ebenso zu Wort wie einer der glühendsten Beckett-Verehrer: Kevin Spacey. Hildegard Schmahl erzählt, wie der Regisseur Beckett arbeitete und John Minihan beschreibt Becketts Wirkung auf Frauen und Männer. Ein Theater- und Menschenverführer: Das ist Samuel Beckett. Oleg Popov: „‚Scheitern. Besser scheitern‘ ist ein Zitat von Beckett, dem ich mich anschließen kann. ‚Besser lachen als weinen‘. Oder: ‚Während man noch heult, schon daran denken, wie es weiter gehen könnte‘. ‚Das Leben ist ziemlich irregulär‘, sagte Beckett. Und er hat absolut Recht!“ Beckett wurde 1906 in Dublin als zweites Kind einer protestantischen Familie geboren. Nach dem Studium am Trinity College lehrte er als Englischlektor in Paris, wo er bald dem Kreis um James Joyce angehörte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann Beckett, der bisher Kurzgeschichten, Essays, Gedichte und zwei Romane veröffentlicht hatte, nun als französischsprachiger Autor seine fruchtbarste Schaffensphase. Unter anderem entstanden die Romane „Molloy“, „Mallone stirbt“ und „Der Namenlose“. 1953 wurde „Warten auf Godot“ in Paris uraufgeführt – die Theaterwelt war begeistert und Beckett ein Star. Es folgten die Dramen „Endspiel“ (1957), „Das letzte Band“ (1958), „Glückliche Tage“ (1961). 1969 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Samuel Beckett starb am 22. Dezember 1989 in Paris. Oleg Popov, der heute im fränkischen Egloffstein lebt, ist einer der berühmtesten Clowns und Pantomimen der Welt. In seinem Kostüm des „Iwanuschka“, einer russischen Hans im Glück-Märchenfigur, treibt er nun seit mehr als 50 Jahren seine Späße. 1969 wurde ihm der Titel „Volkskünstler der UdSSR“ verliehen. Zu den Beckettschen Figuren, die immer wieder gegen Ohnmacht und Sinnlosigkeit ankämpfen, hat Oleg Popov eine ganz besondere Beziehung. Denn er kennt die heilende Wirkung des befreienden Lachens so gut wie kein anderer. (Text: arte)

Regie: Nicole Knaack
Schnitt: Philip Kießling
Produktion: MME Moviement